Die verborgene Sprache des Allgegenwärtigen

Die Begegnungen auf meinen stillen Streifzügen sind voll des regen Austauschs. Nicht, dass ich lange Gespräche mit Wanderern oder Spaziergängern führte - zumal diese nur noch selten aus dem ubiquitären  Flachwasser heraus in tiefere, substantiellere Gründe fließen. Vielmehr handelt es sich hierbei um Botschaften, die aus der Betrachtung einer Pflanze in ihrer  selbstverständlichen Präsenz in meinem Geist auftauchen und scheinbar um Verankerung bitten. Meist sind es die einfachen, die gewöhnlichen, die allgegenwärtigen Pflanzenwesen, die viele von uns auf dem ersten Blick erkennen und namentlich benennen können - wenngleich sie oft als Unkraut, invasiver Störenfried oder mit: "Das kann weg!" betitelt werden. Selbst im Vorbeigehen scheint es, als existiert tatsächlich eine über die reinen botanischen Bestimmungsmerkmale hinausgehende Sprache, welche eine Pflanze durch ihren Habitus, ihre Form und Farbe, ihren Standort, ihre Umgebung, ihr sich periodisches veränderntes Erscheinungsbild, ihren Geruch und ihr eigenes Wiegen im Wind an uns richtet.

Sicher gibt es viele Deutungsmuster und -möglichkeiten wie auch unzählige Interpretationen, Beschreibungen und Darlegungen von kundiger Hand, welche das eigene Wissen geschult und geprägt haben. Dieses vorhandene Wissen beeinflusst eine unbefangene Betrachtung deutlich. Es könnten ja schließlich verschwommene Erinnerungen an vor langer Zeit Gelesenes oder Gehörtes sein. Der Mensch kann nur wiedergeben, was er weiß. Wer Nichts weiß, muss Alles glauben. 

Dennoch sind es immer wieder kehrende, kaum hörbar geflüsterte Botschaften, die aus der einfachen Betrachtung heraus wie aus dem Nichts in meinem Geist auftauchen. Als flögen mir Antworten zu, ohne gefragt zu haben; geschweige denn diese Fragen zu kennen. Dies zuzulassen, sich zu trauen, sich selbst zu vertrauen, die eigenen Eingebungen als wahr und ehrlich zu akzeptieren, müssen wir wieder lernen. Denn das, was wir fühlen, ist die Sprache der Seele. Wahres Wissen entspringt unserer Wahrnehmung. Alles andere ist nur Verstandeskonditionierung. 

Ich möchte jene Gedanken festhalten, teilen und weitergeben - egal wo, wie und durch wen oder was sie tatsächlich entsprungen sein mögen. Es heißt, dem Menschen lägen die Antworten zu den kompliziertesten Fragen, die Offenbarungen zu den tiefsten Geheimnissen, direkt vor den Füssen. Nur haben wir uns "Verlernen lassen", das Offensichtliche, das auf der Hand Liegende, zu sehen.

 

Vielleicht ist ja doch Alles ganz einfach...