Hasel (Coryllus avellana)

Der Hasel ist eines unserer wichtigsten Heckengehölze. Die Hecke steht symbolisch für den Ort des Übergangs. Hinter ihr begann das Reich der wilden Tiere, der Gespenster, das der Waldunholde, der Elfen und der Gottheiten. Glaubt man den Kelten, schützt die Hecke, deren Teil immer der Hasel war und ist, vor chaotischen Kräften wie Gewitter, bösen Zauber und Krankheiten.

Schläft man unter dem Hasel, werden demjenigen zukunftstragende Träume geschenkt. Trägt man eine Haselgerte bei sich, hat der Wanderer gute Begegnungen, Schutz vor chaotischen Mächten und er kann – man höre und staune – Kräfte des Jenseits aufspüren, dirigieren oder herüberleiten (wir sollten hierbei an die Wünschelrute denken).

Bei Kinderlosigkeit wurde ein Haselzweig über das Bett der Eheleute gehängt, denn der Hasel hat mit sexueller Liebe und Fruchtbarkeit zu tun. Hier mag sich wohl der Grund finden, weshalb die mittlerweile heiliggesprochene Hildegard von Bingen nicht gut auf den Hasel zu sprechen ist: „Der Hasel ist ein Sinnbild der Wolllust, zu Heilzwecken taugt er kaum, es sei denn als Mittel gegen Impotenz!“ 

Trotzdem ist der Hasel ein kräftigendes und wertvolles Nahrungsmittel, denkt man an den Anteil biologisch hochwertiger Proteine und essenzieller Fettsäuren. 

Seit dem Neolithikum wurden Haselnüsse als Totenspeise den Gestorbenen in die Hand oder zwischen die Zähne gedrückt. Die Alemannen steckten Haselruten auf die Gräber ihrer Verstorbenen, genauso, wie es Aschenputtel auch tat.

Ein weiteres Geschenk der Hasel ist die Weisheit, die den gewöhnlichen Menschenverstand übersteigt. Sie macht diese Weisheit den Lebenden zugänglich, lässt sie die härtesten Nüsse – Lebensrätsel – knacken. Merkur oder auch der diesem Planeten zugehörige Gott Hermes, der kluge Schamanengott, ist derjenige, der ungestraft Grenzen überschreiten kann. Der Planet Merkur ist zugleich auch die astrologisch prägende Signatur der Hasel. Merkurpflanzen lieben sandige und überschaubare Standorte. Blühen können sie in allen Farben und ihre Samen wachsen in Schalen oder Schoten, die symbolisch für verborgene Gedanken stehen. Sie duften aromatisch herb und leicht süßlich. Das Prinzip des Merkur lässt sich mit den Worten Austausch, Bewegung, Geistesblitze, Genialität, scharfe Analysefähigkeit, Botschaft, Vermittlung und ausbreitende und ausstrahlende Energie beschreiben. Bewegung und Beweglichkeit sind wichtige Merkuranalogien. Dies gilt für unseren Bewegungsapparat, die Extremitäten und die Mimik genauso wie für das Nervensystem, das diese Bewegungen steuert und erst ermöglicht.

Es ist und bleibt der Gedanke, die Idee, dieses nicht greifbare kognitive Bündel, welches uns überhaupt ermöglicht, unser Leben planvoll zu gestalten, auszukleiden, ihm Form und Wandlung zu geben. Dafür steht die Hasel ganz besonders.

Vom bloßen Berühren des Hasel versprach sich das einfache Volk Heilung (der Gedanke allein ist schon ausschlaggebend genug). Der von Schlangen umwundene Stab des Götterboten Hermes ist aus Haselholz geschnitzt.

© Kay Weber