Seidelbast (Daphne mezereum)

Von ihm stammt einer der ersten verführerischen und äußerst starken Düften, der uns im noch jungen Frühjahr den Weg durch lichtes Unterholz führen lässt. Die kleinen Sträucher werden meist zuerst mit der Nase gefunden – nicht selten schon aus zehn bis zwanzig Metern Entfernung. 

Die Freude jedoch, ihn gefunden zu haben, wird von der Gewissheit getrübt, dass alle Teile von ihm giftig sind; besonders seine roten Scheinfrüchte. Zehn bis zwölf Stück von ihnen sollen tödlich giftig sein. 

Beim Zerreiben der Zweige und Früchte werden übel riechende und giftige Stoffe ausgeschieden. Die alleinige Berührung der Pflanze oder des Blatt- und Fruchtsaftes führt zu Hautentzündungen und Muskelkonvulsionen (Muskelzucken) und bei schweren Fällen zu einer allgemeinen Vergiftung des Organismus. Der Verzehr von zehn Beeren kann für Kinder tödlich enden. Diese schwere toxische Wirkung erschwert dem Seidelbast den Einzug in die Heilkunde. Wenn, dann darf er nur in homöopathischer Verdünnung Anwendung finden. Ab der Potenzierung D4 hilft er gegen Hautprobleme, Ekzeme, Gürtelrose, verschiedene Herpesarten und nässende Ausschläge. Auch gegen Kopfschmerz und Verstopfung kann er eingesetzt werden. 

Der Beiname mezereum stammt aus dem Arabischen (Mazerium = Töten) und charakterisiert die Giftigkeit des Strauches. In Erinnerung an die liebliche Nymphe Daphne, die Tochter des Flußgottes Peneus, die laut griechischer Mythologie in einen Lorbeerkranz verwandelt wurde, trägt der Seidelbast in der Botanik den Gattungsnamen Daphne

Karl Heinrich Waggerl schreibt im heiteren Herbarium: 

 

„Wie lieblich duftet uns im März

der Seidelbast! Doch innerwärts

ist er voll Gift und Galle!

Weil wir, in diesem Falle, 

das Wunder nur beschauen sollen, 

(Man muss nicht alles kauen wollen !)“

 

Im Seidelbast finden wir, neben der kosmischen Vereinigung von Sonne und Mond, die planetarische Dominanz des Mars. 

Die Heftigkeit der Abwehrreaktion und die Schmerzhaftigkeit der Entzündung durch kurze Berührung zeigt deutlich die Marsanalogie im Seidelbast. Mars versetzt uns erst in die Lage, physisch kämpfen zu können – und auch zu müssen.

© Kay Weber