Klatschmohn (Papaver rhoeas)

„Weit in der Champagne, im Mittsommergrün; dort wo zwischen Grabkreuzen Mohnblumen blüh´n.

Da flüstern die Gräser, und wiegen sich leicht, im Wind, der sanft über das Gräberfeld streift…“

 

An diese ersten Zeilen des ergreifenden Hannes-Wader-Liedes „Es ist an der Zeit“ muss ich immer dann denken, wenn sich die hauchzarten Blüten des Mohns auf ihren fragilen Stengeln über die hohen Gräser heben. Wie blutige Tropfen sehen sie aus, die sich über die Felder ziehen. Zwar waren sie lange schon vor den Gräueltaten der Menschen hier, doch zeugen sie auf ihre eigene Weise mahnend über dem Saum der Felder und Wiesen, als wären sie sich der Vergehen an uns selbst bewusster, als wir es sind. 

Der Name Papaver trifft für alle Mohnarten zu, sowohl für Klatsch-, Saat- als auch für Schlafmohn und bedeutet so viel wie aufgeblasen, womit auf die Erscheinung der Mohnköpfe angespielt wird. Der Zusatz dubium deutet auf die problematische, taxonomische Beurteilung der verschiedenen Arten hin. Saat- und Klatschmohn unterscheiden sich zwar durch das unterschiedliche überlappen der Blütenblätter, dies kann jedoch aufgrund der Standortbeschaffenheit verschiedene Ausprägungen annehmen, die ein Auseinanderhalten der Arten erschwert.  

Der Namenszusatz rhoeas lässt sich auf die Begriffe "Ausfluss" und "Erguss" zurück führen, da sich der Klatschmohn als Heilmittel gegen Durchfall und Blutergüsse bewährte. 

In der Heilkunde dienen die Flores Rhoeados wegen ihres Schleimgehaltes als einhüllendes, linderndes Mittel und sind Bestandteil von Brustteemischungen. Klatschrosensaft aus frischen Blumenblättern soll für kleine Kinder beruhigend sein. In manchen Gegenden werden die jungen Blätter, wie Spinat oder als Suppe zubereitet und als Gemüse gegessen. 

Auch in früheren Zeiten hat man diese Blume geliebt. So fand man sie auf pompejanischen Wandmalereien und die Blütenblätter in Altägyptischen Gräbern des oberen Nilgebietes, deren Alter auf 3000 Jahre zu schätzen ist. Vielleicht hat die Blume den alten Ägyptern als Sinnbild für die Vergänglichkeit gegolten, denn auch heute fällt uns ihr Erscheinungsbild nur während der kurzen Blütezeit ins Auge. Ursprünglich stammt der Mohn aus dem Orient. Erste Funde sowie Erwähnungen finden sich am Euphrat und in Palästina. Über den Kaukasus hat er sich über Europa bis nach Schweden ausgebreitet, kommt mittlerweile aber auch auf Madeira und den Azoren vor.

Im Hortus hat sich der Mohn ohne jegliches Zutun prächtig vermehrt. Es genügt ein einfacher Sandhaufen, auf den die Samen ausgebracht werden und von Jahr zu Jahr explodiert dieses wogend weiche Farbenmeer von ganz allein. 

Eindeutig lässt sich in allen Eigenschaften der Pflanze, abgesehen von der Farbe der Blüte, die Signatur des Mondes in ihr erkennen. Kernprinzipien des Mondes sind Energieaufnahme, Periodizität, Reflexion, Empfindung und Hingabe. So wie der Mond das Licht der Sonne reflektiert, so nimmt der Magen die Nahrung auf und stellt sie nach Prüfung dem Körper nach und nach zur Verfügung. Magenkrankheiten können auf einen Mangel an emotionaler Zuwendung hinweisen oder auch als Folge permanenter Selbstüberforderung auftreten. Die Mondseite im Leben ist jene der Entspannung, der Ruhe und des Schlafes, damit sich die Körperrhythmen wieder einpendeln können. Dies besonders für jene, die zu sehr die Sonnenseite des Lebens leben und sich mit zahllosen Aktivitäten übernehmen. 

Mondige Pflanzen werden und vergehen schnell. Der Mond bewirkt das Keimen, Aufsprießen, Faulen und Verrotten im Pflanzenreich. Hierunter zählen wässrige, aufgedunsene, schlingpflanzenähnliche und milchsafthaltige Pflanzen, aber auch giftige, schmerzstillende und narkotisierende. Auch wirken sie auf den feinstofflichen Bereich der Sexualorgane, das Gehirn und die Fruchtbarkeit. 

© Kay Weber